26. Dezember 2019
"Ein
guter
Modeschöpfer
sollte
ein Architekt sein, wenn es um die Formen geht,
ein Maler bei der Wahl der Farben,
ein Musiker für alles, was die Harmonie betrifft
und
ein Philosoph, wenn das Maß im Spiel ist."
Für heute trennen sich, uns beide bereichernd, Franks und meine Wege.
Er nimmt, vom Orio Camping ( sehr! komfortabel) einen Abschnitt entlang der baskischen Küste unter seine Läuferfüße und ich fröne nach Herzenslust einer meiner Leidenschaften.
Das eingangs genannte Zitat von Cristóbal Balenciaga Eizaguirre mag Dich das Ziel schon ahnen lassen....
Ich freue mich über Deine Begleitung!
Lass uns in den Bus steigen und einen vielversprechenden Ausflug unternehmen.
Wir sind in Getaria.
Ein kleines, eher provinziell - im positiven Sinn - anmutendes Städtchen mit weniger als 3.000 Einwohnern, auf einer Landzunge im Golf von Biskaya gelegen.
Spanisches Baskenland.
Selbstbewusst.
Geprägt durch Fischfang und Weinbau.
Wasser und Berge.
Bodenständig, weitgeistig.
Gute Kombination!
Unser Ziel soll heute nicht die bemerkenswerte Kulinarik des Ortes, auch nicht ein geliebtes Schwimmtraining im lebhaften Atlantik sein.
Wir gehen einige Schritte den mit Bilderfahnen gesäumten Weg hügelaufwärts, um das Museo de Cristóbal Balenciaga, " Das Vermächtnis eines Genies" zu besuchen.
Der Ort ehrt mit diesem den hier geborenen großartigen Modeschöpfer, von welchem Coco Chanel sagte, er sei der einzige und wahre Couturier.
Schon die Architektur ist vielversprechend:
Das ehrwürdige Gebäude aus der Belle Epoque, der Adlamar-Palast, eingebettet und verbunden durch einen kleinen Park mit dem spektakulären und mit zahlreichen Architekturpreisen gekrönte Neubau des Architekten Julián Argilagos.
Das schwarzglänzende Gebäude scheint sich um die rote Sommervilla der Familie von Königin Fabiola zu schmiegen, diese behutsam zu umarmen.
Das Museo Balenciaga
wurde 2011 eröffnet und ist in dieser Art bislang das einzige Museum weltweit, das sich einem einzelnen Modeschaffenden, seinem umfangreichen Wirken und Werken in den unterschiedlichsten Facetten widmet.
In den sechs Räumen werden themenspezifisch und rotierend eine Auswahl der 1,200! vorhandenen Exponate vorgestellt.
Drinnen empfängt uns Ruhe, Weite, Konzentration.
Nichts heischt schrill nach Aufmerksamkeit.
Spektakuläre Blickachsen.
Leuchtende Farben.
Klare Linien.
Raffinierte Lichtführung.
Überraschende Ein- und Durchblicke.
Bevor ich mich auf die erlesenen Exponate es außergewöhnlichen Schneiders - ja, Balenciaga hat sein Hand-Werk von der Pike auf gelernt - konzentriere, gehe ich ruhig durch die Räume, lasse die Eindrücke in meine Seele einsinken.
Alles ist hier von ruhiger Konzentration, unaufdringlicher und selbstverständlicher gelassener Eleganz durchdrungen.
Kein lärmendes Museumsrestaurant. Kein geschäftiger Museumsshop. Keine umhereilenden übereifrige Mitarbeiter.
Sehr angenehm. Sehr!
Die Kleider, ich bin geneigt sie Preziosen zu nennen, sind auf schlichten schmucklosen Schneiderbüsten in Vitrinen präsentiert.
Das kluge Lichtkonzept lässt auch die raffinierten wie esentiellen Feinheiten der Modelle wie Schnittführung, Stofffall, Nähte, Details erkennen.
Auch hier:
pur, still, konzentriert, fokussiert,
die Arbeitsweise Balenciagas
kommunizierend und huldigend.
Dieses außergewöhnliche Museum - der Eintritt ist mit 7 bzw 10 €uro sehr moderat - widmet sich nicht lediglich der Ausstellung, des Erhaltes der wundervollen Kleidungsstücke.
Die Führungen für Gruppen und Einzelpersonen sind kostenfrei. Dies habe ich in sonst keinem Museum, Ausstellung, usw... erlebt.
In Workshops, einer Modeschule werden Einblicke und Schwerpunkte auf handwerkliches vertieftes Können und Schaffen gelegt.
Na, wenn dies kein Anlass zum Wiederkommen ist....